Bei einer Präsentation des Künstlers Amir Fattal führen das Zafraan Ensemble und die Sopranistin Dénise Beck unter der Leitung von Holly Mathieson die Arbeit »From the End to the Beginning« am 16. April 2014 im Berliner Kunstquartier Bethanien auf.
Ausgangspunkt für Amir Fattals neue Arbeit »From the End to the Beginning« ist die Idee, das Ende aus Richard Wagners Tristan und Isolde rückwärts zu spielen. Die letzte Note wurde zur ersten Note eines neuen Stücks, das von Guy Braunstein spiegelverkehrt für neun Instrumente arrangiert wurde. Das von Wagner Isoldes Verklärung genannte Stück, heute oftmals als Liebestod bezeichnet, ist der Schlussgesang aus Wagners Musikdrama Tristan und Isolde, den Isolde nach Tristans Tod anstimmt. Die Aufführung in umgekehrter Reihenfolge ist demnach auch der Versuch einer Wiedererweckung, die die transformatorische Macht der Musik selbst in unveränderlich erscheinenden Situationen – bis hin zum Tod – reflektiert.
Die Arbeit wurde unter anderem durch Thomas Manns Roman Dr. Faustus inspiriert, hier insbesondere von dem Konzept einer Dualität der Musik, die einerseits von einer strengen mathematischen Ordnung und andererseits von einem Sog dunkler, mystischer Emotionen geprägt ist. Diese Dualität findet in der Beschaffenheit des neuen Stücks, das sich dem Original gegenüber wie ein Spiegel verhält, ihre formale Entsprechung. Die Strategie des Rückwärtsspielens einer Notenpassage fasziniert Komponisten seit dem Beginn schriftlich festgehaltener Musik und ist ein Grundbaustein des Bachschen Kontrapunkts und der Zwölftontechnik Arnold Schönbergs mit der bei ihnen resultierenden genialen Verschränkung von Rationalität und Ausdruck.
Angesichts des allgemeinen Aufführungsverbots von Wagners Musik in Israel reflektiert die Arbeit im Kontext der Wagnerrezeption überdies kulturelle Tabus und das historische Gedächtnis, in dem Wagners Werk zum Symbol für die verheerenden Konsequenzen des Antisemitismus geworden ist. Eine weitere Aufführung ist für kommenden September im Rahmen einer Ausstellung im Herzlyia Museum of Contemporary Art in Israel geplant.
Amir Fattal, 1978 in Israel geboren, war bereits in zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen vertreten, zu seinen Einzelausstellungen der jüngsten Vergangenheit zählen u.a. Parallel Lines, Teapot Gallery, Köln (2013), Goral Ehad, St-art, Tel Aviv, Israel (2012), Shadow of Smoke Rings on the Wall, Artitude Kunstverein, Berlin (2011) und Tomorrow Gets Me Higher, Wilde Gallery, Berlin (2010). Arbeiten von Fattal wurden außerdem 2012 im Rahmen der III Moscow International Biennale for Young Art in Moskau gezeigt. Fattal ist Kurator für Tape Modern Berlin, einer Serie von Gruppenausstellungen etablierter und aufstrebender Künstler. 2013 erhielt Fattal die Katalogförderung des Berliner Senats, 2010 das Arbeitsstipendium Bildende Kunst des Berliner Senats sowie 2008 den GASAG Förderpreis. Fattal beendete 2009 sein Studium an der Berliner Universität der Künste.
Weitere Informationen: http://www.amir-fattal.com