»Die Idee des Überschreibens hat sich das junge Berliner Zafraan Ensemble für seine Einspielung Palimpsesto zu eigen gemacht. Geboten werden Werke jüngerer spanischer Komponisten, die Musik stammt aus diesem Jahrhundert – mit einer Ausnahme: Guárdame las Vacas des Renaissance-Komponisten Luys de Narváez erklingt in einer kammermusikalischen Bearbeitung von Miguel Pérez Iñesta, dem Klarinettisten des Ensembles. Hier wird das Konzept des Palimpsests am eindeutigsten auf Musik angewandt.« (Tim Caspar Boehme)
»The bizarre location lends a strong element of magic to this new production, but the evening’s greatest strengths are musical. David Robert Coleman leads the assured players of the Opera Lab Berlin in a taut, engrossing account of the score.« (Shirley Apthorp)
»Rasche, der für ein ganz eigenes Musiktheater steht, hat sich vom Komponisten Ari Benjamin Meyers eine minimalistische Partitur für drei Musiker und einen Tenor (toll: Guillaume Francois) schreiben lassen, die Stockmanns Text furios antreibt und in Sphären jenseits der Probleme mit Neoliberalismus und Libido hebt.« Patrick Wildermann
»Ari Benjamin Meyers hat für diesen Anlass eine kompetent hypnotisierende Philip-Glass-Imitation komponiert, die Robert-Wilson-Schüler Rasche naturgemäß entgegenkommt: Ein pulsierender Teppich repetitiver Muster, aus dem immer wieder sehnsüchtige Cello-Kantilenen aufsteigen und zu dem der fabelhafte Tenor Guillaume Francois mal weich ausschwingende, mal peitschend abgehackte Vokalisen beisteuert. Das Ergebnis ist ein Drei-Stunden-Musik-und-Text-Theater zum Wahnsinnigwerden und Dahinschmelzen, ein Abend, den man entweder ergriffen und mitgerissen aufsaugt oder Haare raufend verlässt.« (André Mumot)
»Die herausragende, künstlerische Qualität der Aufnahme ist schon nach wenigen Takten von Schönbergs Pierrot Lunaire zu hören, wenn die Sopranistin Sarah Maria Sun sich bei Mondestrunken, dem ersten Gedicht von Albert Giraud, mit großer rhythmischer Genauigkeit zwischen Singen und Sprechen, Tönen und Lauten bewegt. […] Flöte, Violine (Emmanuelle Bernard) und Klarinette (Miguel Pérez Iñesta) sind zu Beginn von Eine blasse Wäscherin so exakt parallel geführt, dass sie fast nicht mehr als eigene Instrumentalfarben wahrgenommen werden. Bassklarinette und Cello (Arthur Hornig) laden die düstere Passacaglia Nacht mit bedrohlicher Atmosphäre auf.« (Georg Rudiger)
»Die im Raum verteilten Instrumentalisten (mit dem aufmerksam leitenden Schlagwerker Daniel Eichholz im Zentrum) verkörpern tatsächlich eine musikalische Haltung, die zwar ihr Selbstbewusstsein aus spielerischer Präzision zieht, aber trotzdem das Gefühl vermittelt, dass es in jedem Augenblick auch ganz anders sein könnte. Solcher Mut, ›ins Offene‹ hineinzuspielen, wäre 1913, im Jahr höchster Kunstblüte und zugleich ins Unerträgliche angestauter gesellschaftlicher Zwänge und nationalistischer Aggression, in der neuen Neuen Musik ein Unding gewesen.« (Matthias Nöther)